G.W.F.
Hegel
IV. Die Wahrheit der
Gewißheit seiner selbst
IV. Die Wahrheit der
Gewißheit seiner selbst
[137] In den
bisherigen Weisen der Gewißheit ist dem Bewußtsein das
Wahre etwas anderes als es selbst. Der Begriff dieses Wahren
verschwindet aber in der Erfahrung von ihm; wie der Gegenstand
unmittelbar an sich war, das Seiende der sinnlichen Gewißheit,
das konkrete Ding der Wahrnehmung, die Kraft des Verstandes, so erweist
er sich vielmehr, nicht in Wahrheit zu sein, sondern dies Ansich ergibt
sich als eine Weise, wie er nur für ein Anderes ist; der Begriff
von ihm hebt sich an dem wirklichen Gegenstande auf oder die erste
unmittelbare Vorstellung in der Erfahrung, und die Gewißheit ging
in der Wahrheit verloren. Nunmehr aber ist dies entstanden, was in
diesen früheren Verhältnissen nicht zustande kam,
nämlich eine Gewißheit, welche ihrer Wahrheit gleich ist;
denn die Gewißheit ist sich selbst ihr Gegenstand, und das
Bewußtsein ist sich selbst das Wahre. Es ist darin zwar auch ein
Anderssein; das Bewußtsein unterscheidet nämlich, aber ein
solches, das für es zugleich ein nicht Unterschiedenes ist. Nennen
wir Begriff die Bewegung des Wissens, den Gegenstand aber das Wissen
als ruhige Einheit oder als Ich, so sehen wir, daß nicht nur
für uns, sondern für das Wissen selbst der Gegenstand dem
Begriffe entspricht. – Oder auf die andere Weise, den Begriff das
genannt, was der Gegenstand an sich ist, den Gegenstand aber das, was
er als Gegenstand oder für ein Anderes ist, so erhellt, daß
das Ansichsein und das Für-ein-Anderes-Sein dasselbe ist; denn das
Ansich ist das Bewußtsein; es ist aber ebenso dasjenige, für
welches ein Anderes (das Ansich) ist; und es ist für es, daß
das Ansich des Gegenstandes und das Sein desselben für ein Anderes
dasselbe ist; Ich ist der Inhalt der Beziehung [138] und das Beziehen
selbst; es ist es selbst gegen ein Anderes, und greift zugleich
über dies Andere über, das für es ebenso nur es selbst
ist.
Mit dem Selbstbewußtsein sind wir also nun in das einheimische
Reich der Wahrheit eingetreten. Es ist zu sehen, wie die Gestalt des
Selbstbewußtseins zunächst auftritt. Betrachten wir diese
neue Gestalt des Wissens, das Wissen von sich selbst, im
Verhältnisse zu dem Vorhergehenden, dem Wissen von einem Anderen,
so ist dies zwar verschwunden; aber seine Momente haben sich zugleich
ebenso aufbewahrt, und der Verlust besteht darin, daß sie hier
vorhanden sind, wie sie an sich sind. Das Sein der Meinung, die
Einzelheit und die ihr entgegengesetzte Allgemeinheit der Wahrnehmung
sowie das leere Innere des Verstandes sind nicht mehr als Wesen,
sondern als Momente des Selbstbewußtseins, d.h. als Abstraktionen
oder Unterschiede, welche für das Bewußtsein selbst zugleich
nichtig oder keine Unterschiede und rein verschwindende Wesen sind. Es
scheint also nur das Hauptmoment selbst verlorengegangen zu sein,
nämlich das einfache selbständige Bestehen für das
Bewußtsein. Aber in der Tat ist das Selbstbewußtsein die
Reflexion aus dem Sein der sinnlichen und wahrgenommenen Welt und
wesentlich die Rückkehr aus dem Anderssein. Es ist als
Selbstbewußtsein Bewegung; aber indem es nur sich selbst als sich
selbst von sich unterscheidet, so ist ihm der Unterschied unmittelbar
als ein Anderssein aufgehoben; der Unterschied ist nicht, und es nur
die bewegungslose Tautologie des: Ich bin Ich; indem ihm der
Unterschied nicht auch die Gestalt des Seins hat, ist es nicht
Selbstbewußtsein, Es ist hiermit für es das Anderssein als
ein Sein oder als unterschiedenes Moment, aber es ist für es auch
die Einheit seiner selbst mit diesem Unterschiede als zweites
unterschiedenes Moment. Mit jenem ersten Momente ist das
Selbstbewußtsein als Bewußtsein und für es die ganze
Ausbreitung der sinnlichen Welt erhalten, aber zugleich nur als auf das
zweite Moment, die Einheit des Selbstbewußtseins mit sich selbst,
bezogen; und [139] sie ist hiermit für es ein Bestehen, welches
aber nur Erscheinung oder Unterschied ist, der an sich kein Sein hat.
Dieser Gegensatz seiner Erscheinung und seiner Wahrheit hat aber nur
die Wahrheit, nämlich die Einheit des Selbstbewußtseins mit
sich selbst, zu seinem Wesen; diese muß ihm wesentlich werden,
d.h. es ist Begierde überhaupt. Das Bewußtsein hat als
Selbstbewußtsein nunmehr einen gedoppelten Gegenstand, den einen,
den unmittelbaren, den Gegenstand der sinnlichen Gewißheit und
des Wahrnehmens, der aber für es mit dem Charakter des Negativen
bezeichnet ist, und den zweiten, nämlich sich selbst, welcher das
wahre Wesen und zunächst nur erst im Gegensatze des ersten
vorhanden ist. Das Selbstbewußtsein stellt sich hierin als die
Bewegung dar, worin dieser Gegensatz aufgehoben und ihm die Gleichheit
seiner selbst mit sich wird.
Der Gegenstand, welcher für das Selbstbewußtsein das
Negative ist, ist aber seinerseits für uns oder an sich ebenso in
sich zurückgegangen als das Bewußtsein andererseits. Er ist
durch diese Reflexion-in-sich Leben geworden. Was das
Selbstbewußtsein als seiend von sich unterscheidet, hat auch
insofern, als es seiend gesetzt ist, nicht bloß die Weise der
sinnlichen Gewißheit und der Wahrnehmung an ihm, sondern es ist
in sich reflektiertes Sein, und der Gegenstand der unmittelbaren
Begierde ist ein Lebendiges. Denn das Ansich oder das allgemeine
Resultat des Verhältnisses des Verstandes zu dem Innern der Dinge
ist das Unterscheidendes nicht zu Unterscheidenden oder die Einheit des
Unterschiedenen. Diese Einheit aber ist ebensosehr, wie wir gesehen,
ihr Abstoßen von sich selbst, und dieser Begriff entzweit sich in
den Gegensatz des Selbstbewußtseins und des Lebens: Jenes die
Einheit, für welche die unendliche Einheit der Unterschiede ist;
dieses aber ist nur diese Einheit selbst, so daß sie nicht
zugleich für sich selbst ist. So selbständig also das
Bewußtsein, ebenso selbständig ist an sich sein Gegenstand.
Das Selbstbewußtsein, welches schlechthin für sich ist und
seinen Gegenstand unmittelbar mit dem Charakter des Negativen [140]
bezeichnet oder zunächst Begierde ist, wird daher vielmehr die
Erfahrung der Selbständigkeit desselben machen.
Die Bestimmung des Lebens, wie sie sich aus dem Begriffe oder dem
allgemeinen Resultate ergibt, mit welchem wir in diese Sphäre
eintreten, ist hinreichend, es zu bezeichnen, ohne daß seine
Natur weiter daraus zu entwickeln wäre; ihr Kreis beschließt
sich in folgenden Momenten. Das Wesen ist die Unendlichkeit als das
Aufgehobensein aller Unterschiede, die reine achsendrehende Bewegung,
die Ruhe ihrer selbst als absolut unruhiger Unendlichkeit; die
Selbständigkeit selbst, in welcher die Unterschiede der Bewegung
aufgelöst sind; das einfache Wesen der Zelt, das in dieser
Sichselbstgleichheit die gediegene Gestalt des Raumes hat. Die
Unterschiede sind aber an diesem einfachen allgemeinen Medium ebenso
sehr als Unterschiede; denn diese allgemeine Flüssigkeit hat ihre
negative Natur nur, indem sie ein Aufheben derselben ist; aber sie kann
die Unterschiedenen nicht aufheben, wenn sie nicht ein Bestehen haben.
Eben diese Flüssigkeit ist als die sichselbstgleiche
Selbständigkeit selbst das Bestehen oder die Substanz derselben,
worin sie also als unterschiedene Glieder und fürsichseiende Teile
sind. Das Sein hat nicht mehr die Bedeutung der Abstraktion des Seins
noch ihre reine Wesenheit [die] der Abstraktion der Allgemeinheit;
sondern ihr Sein ist eben jene einfache flüssige Substanz der
reinen Bewegung In sich selbst. Der Unterschied dieser Glieder
gegeneinander aber als Unterschied besteht überhaupt in keiner
anderen Bestimmtheit als der Bestimmtheit der Momente der Unendlichkeit
oder der reinen Bewegung selbst.
Die selbständigen Glieder sind für sich; dieses
Fürsichsein ist aber vielmehr ebenso unmittelbar ihre Reflexion in
die Einheit, als diese Einheit die Entzweiung in die selbständigen
Gestalten ist. Die Einheit ist entzweit, weil sie absolut negative oder
unendliche Einheit ist; und weil sie das Bestehen ist, so hat auch der
Unterschied Selbständigkeit nur an ihr. Diese Selbständigkeit
der Gestalt erscheint als ein Bestimmtes, [141] für Anderes, denn
sie ist ein Entzweites; und das Aufheben der Entzweiung geschieht
insofern durch ein Anderes. Aber es ist ebensosehr an ihr selbst; denn
eben jene Flüssigkeit ist die Substanz der selbständigen
Gestalten; diese Substanz aber ist unendlich; die Gestalt ist darum in
ihrem Bestehen selbst die Entzweiung oder das Aufheben ihres
Fürsichseins.
Unterscheiden wir die hierin enthaltenen Momente näher, so sehen
wir, daß wir zum ersten Momente das Bestehen der
selbständigen Gestalten oder die Unterdrückung dessen haben,
was das Unterscheiden an sich ist, nämlich nicht an sich zu sein
und kein Bestehen zu haben. Das zweite Moment aber ist die Unterwerfung
jenes Bestehens unter die Unendlichkeit des Unterschiedes. Im ersten
Momente ist die bestehende Gestalt; als fürsichseiend oder in
ihrer Bestimmtheit unendliche Substanz tritt sie gegen die allgemeine
Substanz auf, verleugnet diese Flüssigkeit und Kontinuität
mit ihr und behauptet sich als nicht in diesem Allgemeinen
aufgelöst, sondern vielmehr als durch die Absonderung von dieser
ihrer unorganischen Natur und durch das Aufzehren derselben sich
erhaltend. Das Leben in dem allgemeinen flüssigen Medium, ein
ruhiges Auseinanderlegen der Gestalten, wird eben dadurch zur Bewegung
derselben oder zum Leben als Prozeß. Die einfache allgemeine
Flüssigkeit ist das Ansich und der Unterschied der Gestalten das
Andere. Aber diese Flüssigkeit wird selbst durch diesen
Unterschied das Andere; denn sie ist jetzt für den Unterschied,
welcher an und für sich selbst und daher die unendliche Bewegung
ist, von welcher jenes ruhige Medium aufgezehrt wird, das Leben als
Lebendiges. – Diese Verkehrung aber ist darum wieder die Verkehrtheit
an sich selbst, was aufgezehrt wird, ist das Wesen; die auf Kosten des
Allgemeinen sich erhaltende und das Gefühl ihrer Einheit mit sich
selbst sich gebende Individualität hebt gerade damit ihren
Gegensatz des Anderen, durch welchen sie für sich ist, auf; die
Einheit mit [142] sich selbst, welche sie sich gibt, Ist gerade die
Flüssigkeit der Unterschiede oder die allgemeine Auflösung.
Aber umgekehrt ist das Aufheben des individuellen Bestehens ebenso das
Erzeugen desselben. Denn da das Wesen der individuellen Gestalt, das
allgemeine Leben, und das Fürsichseiende an sich einfache Substanz
ist, so hebt es, indem es das Andere in sich setzt, diese seine
Einfachheit oder sein Wesen auf, d.h. es entzweit sie, und dies
Entzweien der unterschiedslosen Flüssigkeit ist eben das Setzen
der Individualität. Die einfache Substanz des Lebens also ist die
Entzweiung ihrer selbst in Gestalten und zugleich die Auflösung
dieser bestehenden Unterschiede; und die Auflösung der Entzweiung
ist ebensosehr Entzweien oder ein Gliedern. Es fallen damit die beiden
Seiten der ganzen Bewegung, welche unterschieden wurden, nämlich
die in dem allgemeinen Medium der Selbständigkeit ruhig
auseinandergelegte Gestaltung und der Prozeß des Lebens
ineinander; der letztere ist ebensosehr Gestaltung, als er das Aufheben
der Gestalt ist; und das erste, die Gestaltung, ist ebensosehr ein
Aufheben, als sie die Gliederung ist. Das flüssige Element ist
selbst nur die Abstraktion des Wesens, oder es ist nur als Gestalt
wirklich; und daß es sich gliedert, ist wieder ein Entzweiendes
Gegliederten oder ein Auflösen desselben. Dieser ganze Kreislauf
macht das Leben aus, – weder das, was zuerst ausgesprochen wird, die
unmittelbare Kontinuität und Gediegenheit seines Wesens, noch die
bestehende Gestalt und das für sich seiende Diskrete, noch der
reine Prozeß derselben, noch auch das einfache Zusammenfassen
dieser Momente, sondern das sich entwickelnde und seine Entwicklung
auflösende und in dieser Bewegung sich einfach erhaltende Ganze.
Indem von der ersten unmittelbaren Einheit ausgegangen und durch die
Momente der Gestaltung und des Prozesses hindurch zur Einheit dieser
beiden Momente und damit wieder zur ersten einfachen Substanz
zurückgekehrt wird, so ist diese reflektierte Einheit eine andere
als die erste. Gegen Jene unmittelbare oder als ein Sein ausgesprochene
ist diese [143] zweite die allgemeine, welche alle diese Momente als
aufgehobene in ihr hat. Sie ist die einfache Gattung, welche in der
Bewegung des Lebens selbst nicht für sich als dies Einfache
existiert; sondern in diesem Resultate verweist das Leben auf ein
Anderes, als es ist, nämlich auf das Bewußtsein, für
welches es als diese Einheit oder als Gattung ist.
Dies andere Leben aber, für welches die Gattung als solche und
welches für sich selbst Gattung ist, das Selbstbewußtsein,
ist sich zunächst nur als dieses einfache Wesen und hat sich als
reines Ich zum Gegenstande; in seiner Erfahrung, die nun zu betrachten
ist, wird sich ihm dieser abstrakte Gegenstand bereichern und die
Entfaltung erhalten, welche wir an dem Leben gesehen haben.
Das einfache Ich ist diese Gattung oder das einfache Allgemeine,
für welches die Unterschiede keine sind, nur, indem es negatives
Wesen der gestalteten selbständigen Momente ist; und das
Selbstbewußtsein [Ist] hiermit seiner selbst nur gewiß
durch das Aufheben dieses Anderen, das sich ihm als selbständiges
Leben darstellt; es ist Begierde. Der Nichtigkeit dieses Anderen
gewiß, setzt es für sich dieselbe als seine Wahrheit,
vernichtet den selbständigen Gegenstand und gibt sich dadurch die
Gewißheit seiner selbst als wahre Gewißheit, als solche,
welche ihm selbst auf gegenständliche Weise geworden ist.
In dieser Befriedigung aber macht es die Erfahrung von der
Selbständigkeit seines Gegenstandes. Die Begierde und die in ihrer
Befriedigung erreichte Gewißheit seiner selbst ist bedingt durch
ihn, denn sie ist durch Aufheben dieses Anderen; daß dies
Aufheben sei, muß dies Andere sein. Das Selbstbewußtsein
vermag also durch seine negative Beziehung ihn nicht aufzuheben; es
erzeugt ihn darum vielmehr wieder, so wie die Begierde. Es ist in der
Tat ein. Anderes als das Selbstbewußtsein, das Wesen der
Begierde; und durch diese Erfahrung ist ihm selbst diese Wahrheit
geworden. Zugleich aber ist es ebenso absolut für sich und ist
dies nur durch Aufheben des Gegenstandes, und es muß ihm seine
Befriedigung [144] werden, denn es ist die Wahrheit. Um der
Selbständigkeit des Gegenstandes willen kann es daher zur
Befriedigung nur gelangen, indem dieser selbst die Negation an ihm
vollzieht; und er muß diese Negation seiner selbst an sich
vollziehen, denn er ist an sich das Negative, und muß für
das Andere sein, was er ist. Indem er die Negation an sich selbst ist
und darin zugleich selbständig ist, ist er Bewußtsein. An
dem Leben, welches der Gegenstand der Begierde ist, ist die Negation
entweder an einem Anderen, nämlich an der Begierde, oder als
Bestimmtheit gegen eine andere gleichgültige Gestalt oder als
seine unorganische allgemeine Natur. Diese allgemeine selbständige
Natur aber, an der die Negation als absolute ist, ist die Gattung als
solche oder als Selbstbewußtsein. Das Selbstbewußtsein
erreicht seine Befriedigung nur in einem anderen Selbstbewußtsein.
In diesen drei Momenten ist erst der Begriff des
Selbstbewußtseins vollendet: a) reines ununterschiedenes Ich ist
sein erster unmittelbarer Gegenstand, b) Diese Unmittelbarkeit ist aber
selbst absolute Vermittlung, sie ist nur als Aufheben des
selbständigen Gegenstandes, oder sie ist Begierde. Die
Befriedigung der Begierde ist zwar die Reflexion des
Selbstbewußtseins in sich selbst oder die zur Wahrheit gewordene
Gewißheit, c) Aber die Wahrheit derselben ist vielmehr die
gedoppelte Reflexion, die Verdopplung des Selbstbewußtseins. Es
ist ein Gegenstand für das Bewußtsein, welcher an sich
selbst sein Anderssein oder den Unterschied als einen nichtigen setzt
und darin selbständig ist. Die unterschiedene, nur lebendige
Gestalt hebt wohl im Prozesse des Lebens selbst auch ihre
Selbständigkeit auf, aber sie hört mit ihrem Unterschiede
auf, zu sein, was sie ist; der Gegenstand des Selbstbewußtseins
ist aber ebenso selbständig in dieser Negativität seiner
selbst; und damit ist er für sich selbst Gattung, allgemeine
Flüssigkeit in der Eigenheit seiner Absonderung; er ist lebendiges
Selbstbewußtsein.
Es ist ein Selbstbewußtsein für ein Selbstbewußtsein.
Erst hierdurch ist es in der Tat; denn erst hierin wird für es die
[145] Einheit seiner selbst in seinem Anderssein; ich, das der
Gegenstand seines Begriffs ist, ist in der Tat nicht Gegenstand; der
Gegenstand der Begierde aber ist nur selbständig, denn er ist die
allgemeine unvertilgbare Substanz, das flüssige sichselbstgleiche
Wesen. Indem ein Selbstbewußtsein der Gegenstand ist, ist er
ebensowohl Ich wie Gegenstand. – Hiermit ist schon der Begriff des
Geistes für uns vorhanden. Was für das Bewußtsein
weiter wird, ist die Erfahrung, was der Geist ist, diese absolute
Substanz, welche in der vollkommenen Freiheit und Selbständigkeit
ihres Gegensatzes, nämlich verschiedener für sich seiender
Selbstbewußtsein[e], die Einheit derselben ist; Ich, das Wir, und
Wir, das Ich ist. Das Bewußtsein hat erst in dem
Selbstbewußtsein, als dem Begriffe des Geistes, seinen
Wendungspunkt, auf dem es aus dem farbigen Scheine des sinnlichen
Diesseits und aus der leeren Nacht des übersinnlichen Jenseits in
den geistigen Tag der Gegenwart einschreitet.